k.u.n.s.t.-verein Freital e.V.
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In eigener Sache

In  eigener Sache


Barbara Hornich, 08.12.1940 – 18.07.2022


Ein Nachruf



Als Barbara Hornich, geboren in Leipzig, mit ihrer Familie im Krieg ausgebombt, auf einem Dorf im Tharandter Wald aufgewachsen und viele Jahre als Lehrerin an einer Freitaler Förderschule tätig, zum Jahresbeginn 2002 zur Vorsitzenden des k.u.n.s.t.- verein Freital e.V. gewählt wurde, ahnte sie sicher nicht, dass sie die folgenden über 20 Jahre diesen Verein nicht nur leiten, sondern auch maßgeblich prägen würde. Obwohl selbst Gründungsmitglied und langjährige Geschäftsführerin des k.u.n.s.t.- verein Freital e.V. war diese neue Funktion für sie ein, wie sie es selbst einmal bezeichnete, "Sprung ins kalte Wasser". Ganz wortwörtlich brach das kalte Wasser nur wenige Monate nach ihrem Amtsantritt im Jahr 2002 auch über den Verein selbst herein. Die Bilder des kleinen gelben Fachwerkhauses am Fuße des Plauenschen Grundes, komplett umschlossen von den reißenden Fluten der wilden Weißeritz, gingen um die Welt.

 

Das Hochwasser der Weißeritz hatte eine Ecke in der vorderen Hausfront herausgerissen, auch der Fortbestand des Vereins stand kurzzeitig auf der Kippe, aber die tapfere und resolute Frau mit den markanten roten Haaren kämpfte um den Wiederaufbau des Hauses und für den Weiterbetrieb des Vereins. Vor allem dank großer privater und öffentlicher Hilfen und Spenden sowie der umfangreichen Eigenleistungen der Mitglieder konnte der Schaden schnell behoben und die Holztür im historischen Sandsteingewände mit der heiteren Kuhglocke, die jedes Mal unüberhörbar läutet, wenn neue Gäste im Haus sind, wieder geöffnet werden: für die unterschiedlichen künstlerischen Zirkel unter fachkundiger Anleitung für begabte Laien sowie für die vielen regelmäßigen Ausstellungen im Haus. Etwa 120 Einzel- und Gruppenausstellungen konnten in den folgenden zwanzig Jahren unter ihrer klugen Leitung im Einnehmerhaus für eine interessierte Öffentlichkeit gezeigt werden.

 

Gerade diese vielen und gut kuratierten Ausstellungen, oft mit regionalem Bezug, lagen Barbara Hornich ganz besonders am Herzen. Es gelang ihr dabei immer wieder, sehr renommierte Künstler einzuladen. Der Ausstellungsbetrieb in den vier zusammenhängenden, fast kabinettartigen Räumen im ersten Obergeschoss des Einnehmerhauses hat sich inzwischen zu einem eigenen und festen kulturellen Bestandteil der Stadt Freital entwickelt, dessen Ruf weit über die Stadt hinausreicht. Hier ausgestellt haben zu dürfen, gilt inzwischen unter Künstlern als heimliche Ehre, auch das war ihr besonderer Verdienst. Mit ihrer warmen und verbindlichen Art wurde Barbara Hornich, die diese Ausstellungen immer von der ersten Vorbesprechung mit den Künstlern über die Hängung der Bilder bis hin zu den persönlichen Einführungsworten bei den Eröffnungen selbst betreute, zu einer wichtigen Netzwerkerin in der lokalen Kunst- und Kulturszene. Auch einige junge Künstler aus Freital hatten hier im Einnehmerhaus, u.a. in den Mal- und Zeichenzirkeln selbst ihre ersten intensiveren Begegnungen mit der Kunst und genau hier ihre eigene Liebe und die nötige Begeisterung für einen Weg als eigenständiger Künstler entdeckt.

 

Barbara Hornich war vielen Freitalern auch durch ihre unverkennbaren Keramiken bekannt, mit denen sie regelmäßig auf dem Weihnachtsmarkt im Hof von Schloss Burgk stand, um die Vereinsarbeit zu unterstützen. Neben ihrer umfangreichen Arbeit als Vereinsvorsitzende, der unermüdlichen Planung und Organisation der Ausstellungen, der sonstigen mühseligen administrativen Arbeit, angefangen von den jährlichen Fördermittelanträgen bis hin zur Erledigung tausend kleiner Handgriffe, die im alltäglichen Vereinsbetrieb zu oft übersehen werden, leitete Barbara Hornich mehr als zwei Jahrzehnte auch regelmäßig die Keramikzirkel des Vereins. In den letzten Jahren trafen sich hier jeden Dienstag und jeden Mittwoch feste Gruppen zum gemeinsamen Töpfern.

 

Erst spät wurde Barbara Hornich mit ihren eigenen Gefäßen auch als besondere und vor allem eigenständige Künstlerin bekannt und vor allem anerkannt. Ihre typisch exklusiven, erdigen, entweder ausladend großbauchigen oder schmalen, flötenartigen Vasen und Gefäße in der schlichten wie spannenden Aufbaukeramik, oft ohne bzw. mit nur sehr sparsamer Glasur, erinnern an moderne Interpretationen ganz archetypischer Keramik früher Kulturen und berühren jeden Betrachter mit ihrer natürlichen Schmucklosigkeit und Bodenständigkeit sehr. Auch bei ihrer, der breiten Öffentlichkeit eher weniger bekannten Malerei und in ihren Zeichnungen war sie ebenso immer wieder auf der Suche nach dem Wesentlichen und dessen klarer und reduzierter Interpretation bzw. Abstraktion. Umso erfreulicher, dass ihre Arbeiten wiederholt in einigen eigenen Ausstellungen angemessen gewürdigt werden konnten.

 

Gern erzählte sie Gästen und Freunden auch die Geschichte des Einnehmerhauses selbst, das seiner früheren und das seiner heutigen Nutzer sowie die besondere Geschichte des so genannten "Einnehmers", jener schwarz- weißen Holzplastik von Hans Scheib, im Übrigen ein besonderes Geschenk des Künstlers an den Verein. Diese Figur, die im Eingangsbereich jeden Besucher begrüßt und ihm seine blecherne Schale unter die Nase hält, erinnert auch daran, dass die Arbeit für die Kunst und für den Erhalt eines reichhaltigen kulturellen Lebens jenseits aller auf rein wirtschaftliche Aspekte ausgerichteten Kunstmärkte nur durch die freigiebige Unterstützung, das persönliches Engagement und vor allem durch die große ehrenamtliche Arbeit von solchen außergewöhnlichen Menschen wie Barbara Hornich erst möglich ist.

 

Ihre letzte Veranstaltung im Verein kurz vor ihrer Abreise in den Urlaub war ein Konzert im Rahmen der Kulturalltage 2022 im dem noch zuvor als Bühne umgebauten Holzschuppen im Außenbereich des Hauses. Es sollte auch eine programmatische und inhaltliche Ergänzung der soliden Vereinsarbeit sowie ein Schritt zur Öffnung des Einnehmerhauses auch für ein breiteres Publikum sein, sie hatte sich so sehr darüber gefreut. Nach den zwei langen und schwierigen Jahren Coronapandemie war sie, an jenem sonnigen und milden Juniabend auch selbst wieder sichtlich froh und mutig. Die Vorabsprachen für die neue Ausstellung im September nach ihrem Urlaub waren ebenfalls bereits abgeschlossen, es sollte mit Grafiken von Siegfried Berndt auch für sie ganz persönlich eine Wiederbegegnung mit dem Tharandter Wald werden, in dem sie ja selbst aufgewachsen war. Ihre anschließende Reise in den lange ersehnten und verdienten Urlaub wurde jedoch eine Reise ohne Wiederkehr.

 

Wir sind bestürzt und unendlich traurig. Die Lücke, die Barbara Hornich mit ihrem Tod im Verein reißt, ist nicht zu schließen. Trotzdem werden wir diesen Verein ganz in ihrem Sinne mit großer Dankbarkeit sowie in Achtung gegenüber ihrer unermüdlichen Arbeit weiterführen.
 
 

Die Mitglieder und der Vorstand des k.u.n.s.t.-verein Freital e.V.


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